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Sonntag, 5. Juli 2009

Stellen Sie sich vor es brennt, und es gibt keine Feuerwehr

Zur Befragung der Woche stellen wir Ihnen einen Kommentar der Lehrergewerkschaft GEW zur Abschaffung der Lehrerfeuerwehr vor. Andere hessische Lehrerverbände haben sich in ähnlicher Weise geäußert.

Frankfurt (gew). Ungläubiges Erstaunen, vor allem aber Verärgerung und Empörung hat die Entscheidung der hessischen Kultusministerin, Frau Henzler, ausgelöst, die Mobile Lehrervertretung an den Grund- und Förderschulen ab sofort abzuschaffen. Die Mobile Lehrervertretung, an den Schulen kurz "Lehrerfeuerwehr" genannt, wurde vor zehn Jahren eingeführt.
Hessenweit verteilt wurden dafür Lehrkräfte an Stützpunktschulen zusätzlich eingestellt, die im Krankheitsfall von Grundschulen angefordert und dort den Unterricht von Klassenlehrerinnen übernehmen konnten.

Engelbert Jennewein, Sprecher der Landesfachgruppe Grundschule in der GEW: "In den Grundschulen haben wir das Klassenlehrerprinzip. Die sechs bis zehnjährigen haben viele Unterrichtsstunden bei einer Lehrerin bzw. einem Lehrer. Fällt diese Lehrkraft aus Krankheitsgründen für eine oder sogar mehrere Wochen aus, muss eine feste Bezugsperson als Ersatz gefunden werden. Diese Rolle haben die 'Lehrerfeuerwehren' übernommen und damit die notwendige pädagogische Kontinuität gewährleistet. Die Mobile Lehrervertretung war ein Erfolgsmodell; als Fortschritt anerkannt bei Eltern und Kollegien, weit über die Landesgrenzen hinaus."

Dies wurde auch darin deutlich, dass die Förderschulen auf dem Hintergrund ihrer pädagogischen Konzeption sich ebenfalls jahrelang für die Einführung der Lehrerfeuerwehr einsetzten und schließlich vor zwei Jahren eine eigene Mobile Lehrervertretung im Umfang von gut 50 Stellen einführen konnten.

Durch die völlig überraschend angeordnete Streichung der Stellen sind die Schulen, die im Falle eines mehrwöchigen Unterrichtsausfalls über keinerlei qualifizierte Reserven verfügen, wieder auf sich selbst gestellt. Einstellungsverfahren wurden unmittelbar vor ihrem Abschluss abrupt gestoppt und den Bewerberinnen und Bewerbern die Tür vor der Nase zugeschlagen.


Im Schulalltag bedeutet das: Sechsjährige Erstklässler werden von häufig wechselnden "Ersatzkräften" unterrichtet, oftmals wird man dafür auf nicht für den Beruf qualifizierte Kräfte zurück greifen müssen. "Auch beschäftigungspolitisch war die Mobile Lehrervertretung die sozial verträglichste Lösung. Hier wurde nicht mit 'hire- and-fire-Verträgen' - gar noch ohne Sommerferienbezahlung - gearbeitet. Hier wurden die Kolleginnen und Kollegen nach zwei Jahren Arbeit als Vertretungskraft in den regulären Schuldienst übernommen", so der GEW Landesvorsitzende, Jochen Nagel.

"Statt der zugesagten 105%igen Lehrerzuweisung fällt die Landesregierung jetzt sogar hinter den Stand des letzten Jahres zurück", kritisiert Jochen Nagel diese falsche Maßnahme. "Im Interesse der Sicherung einer hohen pädagogischen Qualität der Arbeit mit den jungen Schülerinnen und Schülern fordere ich - gemeinsam mit betroffenen Schulen und insbesondere den Eltern - Kultusministerin Henzler dringend zur Rückkehr zur bewährten Praxis auf," erklärt er abschließend.

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