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Dienstag, 16. März 2010

Überforderte Schulneulinge

Es war sicherlich keine gute, wenn auch nachvollziehbare Idee, bereits Vierjährige oder gerade Fünfjährige mit einem Verfahren der Schulaufnahme und Sprachstanderhebung zu belasten, wie es das Hessische Kultusministerium in diesem Jahr verbindlich gefordert hat. Da sitzen nun in dieser zweiten Anmeldewoche im Schuljahr 2009/2010 vorwiegend unsichere, manchmal gar verängstigte Kindergartenkinder vor der Schulleitung, die nun nachweisen sollen, dass sie über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, um den Anforderungen eines 1. Schuljahres genügen zu können. Selbst "einfühlsame" pädagogische Tricks erfahrener GrundschulpädagogInnen reichen nicht aus, sie gelockert zu einem Erkenntnis fördernden Gespräch zu ermutigen. Ganz zu schweigen davon, aus dieser Situation gesicherte Erkenntnisse über ihre Sprachkompetenzen zu erhalten. Wer sich so etwas ausgedacht hat, muss sehr weit vom Kind in diesem Alter entfernt sein.
Selbstverständlich ist es ein Gewinn, betroffenen Kindern eine zusätzliche Sprachförderung zukommen zu lassen, aber jedes Kind hat doch das Recht darauf, in einer unbelasteten Situation und mit hoher Sensibilität für die jeweils individuelle Kompetenz wahrgenommen zu werden.
Als LehrerInnen sind wir in einer Erstbegegnung dazu gar nicht in der Lage, zumal wir unsere Aufgabe auch darin sehen, Lernmotivationen und Lernfreude bei den zukünftigen SchülerInnen zu wecken, die nun teilweise ganz enttäuscht sind, dass sie noch eineinhalb Jahre auf den Schuleintritt warten müssen.
Nein, der gewählte Weg ist nicht der geeignete. Besser wäre es, die Entscheidung den Erzieherinnen in den KITAs zu übergeben, die gemeinsam mit den Eltern eine Empfehlung für einen zusätzlichen Sprachunterricht treffen. Den könnte die Schule erfüllen, am besten in einem gemeinsamen, abgestimmten Angebot. Wir in Klarenthal wären dazu nicht nur bereit, es ist auch die bewährte Praxis, die wir seit Jahrzehnten ausüben und schon in einige hessische Modellprojekte eingebracht haben. Was wir schaffen, müsste sich doch auch in ministerieller Kooperation und Koordination zwischen Sozialministerium und Kultusministerium bewerkstelligen lassen.

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