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Donnerstag, 21. Januar 2010

Schulbudget gekürzt

Wiesbadens Schulamt pfeift finanziell auf dem letzten Loch - für die Schulen wird es eng. Wieder einmal wird trotz aller Lippenbekenntnisse an unseren Kindern gespart. Wieder wird in ihre Zukunftschancen eingegriffen, die ohnehin durch die ungeheuerlichen Schulden unserer Generation belastet ist.
Der WIESBADENER KURIER greift das Thema auf und bezieht sich dabei auf das Schreiben der Schuldezernentin, in dem sie die vorgeschlagenen Kürzungen als "alternativlos" d.h. nicht verhandelbar, kennzeichnet. Ob dem so ist, sollte demokratisch entschieden werden.

Schulbudgets in Wiesbaden werden gegenüber 2008 um 12,1 Prozent gekürzt
Von Patrick Körber

„Bestürzung“ empfinden zahlreiche Wiesbadener Schulleiter ob des neuen Spardiktats des städtischen Schuldezernats. Kurz vor den Weihnachtsferien hatte Schuldezernentin Rose-Lore Scholz (CDU) alle Schulen angeschrieben und verkündet: Die Schulbudgets werden gegenüber 2008 um 12,1 Prozent gekürzt. Aus diesem Topf bezahlen die Schulen ihre laufenden Kosten der Verwaltung (Klopapier, Reinigungsmittel, Kreide). Die Mittel für kleinere Anschaffungen, etwa Materialien für den Fachunterricht und die Investivmittel, etwa Tische und Stühle oder Musikinstrumente, werden für die Haushaltsjahre 2010/2011 komplett gestrichen. Nach Kurier-Informationen sollen zwei bis drei Millionen Euro im Verwaltungshaushalt eingespart werden, der 2010/2011 ein Volumen von je 20,1 Millionen Euro hat.
Keine Anschaffungen mehr für Naturwissenschaften und Unterrichtsmaterial
Entfallen werden auch freiwillige Leistungen des Schulamtes wie Gesunde Schule, Therapeutisches Reiten, Grüne Schule, Schulveranstaltungen oder Schüleraustausche. Und um ihr Sparziel im Verwaltungshaushalt zu erreichen, werden freiwerdende Sekretärinnen- und Hausmeisterstellen für ein halbes Jahr nicht besetzt. In beiden Bereichen gebe es derzeit drei Springer, die gebe es dann eben nicht mehr, meint Scholz auf Anfrage. Eine Million Euro werde im Bereich Personal gespart.
Und durften Schulen bisher ihre Restmittel aus dem Vorjahr ins nächste übertragen, so ist es damit jetzt vorbei. Diese angesparten Summen werden eingefroren. So hat die Diltheyschule 18.251 Euro bewusst angespart, um das Geld künftig für neue Musikinstrumente sowie Bühnen- und Kunstprojekte zu verwenden. „Der Posten taucht in der jüngsten Abrechnung nicht mehr auf“, ist Schulleiterin Rita Beek entsetzt. „Wir haben alle Ausgaben auf null gefahren“, sagt sie. Anschaffungen etwa für die Naturwissenschaften, Fachzeitschriften, Unterrichtsmaterial, das Stimmen der Instrumente, könnten nicht mehr finanziert werden. Und das, obwohl die Diltheyschule sogar „Kulturschule“ ist. „Vollmundig wird von Politikern immer über die Bedeutung von Bildung gesprochen – aber das sind alles nur Worte“, so Beek.
"Gutenbergschule kann Bildungsauftrag nur noch eingeschränkt wahrnehmen"
„Die Gutenbergschule kann ihren Bildungsauftrag nur noch eingeschränkt wahrnehmen“, konstatiert Gutenbergschulleiter Gerhard Schlotter. „Besonders die Überlegung, Restmittel des Schulbudgets nicht nach 2010 überzuleiten, schafft einen kaum wieder gutzumachenden Vertrauensverlust.“ Schulen, die gespart hätten, würden nun bestraft.
Der Leiter der Gerhart-Hauptmann-Realschule, Michael Engelmann, rechnet damit, dass sich sein Etat von 15.000 auf 7.000 Euro reduzieren wird. Sein ganz konkretes Problem: Wenn die Realschule wieder vier Eingangsklassen haben wird, hat Engelmann zwar genug Räume, aber in vier leeren Klassenräumen fehlten Tische und Stühle. „Dafür habe ich kein Geld. Ich weiß nicht, wohin ich die Schüler setzen sollte.“ Die Ausstattung für ein Klassenzimmer koste etwa 6.000 Euro. Und er ist heilfroh, dass seine Sekretärin nicht vorhabe, zu gehen, denn die Konsequenz, ein halbes Jahr die Stelle unbesetzt zu lassen, sei „ein Verwaltungschaos“. „Der Betrieb würde zusammenfallen“, ergänzt Rita Beek von der Diltheyschule.
Hausaufgabenbetreuung aus Lehrerstunden herauspressen
Um die Hausaufgabenbetreuung an seiner Schule sorgt sich der Direktor der IGS Sophie-und-Hans-Scholl-Schule, Paul Degenhardt. Diese Betreuung sei bislang freiwillig von der Stadt mitbezahlt worden. „Das müssen wir jetzt irgendwie aus den Lehrerstunden herauspressen.“ Degenhardt weiß auch nicht, wie er die Kopierkosten von 8.000 Euro jährlich künftig bezahlen soll. Er habe die Stadt immer für ihr Engagement gelobt, „doch für die jüngsten Kürzungen habe ich kein Verständnis“.
Jürgen Diehl, Leiter der Fritz-Gansberg-Grundschule, bedauert, dass das Projekt „Grüne Schule“ wegfallen wird. Der naturnahe Unterrichtstag habe den Kindern gut gefallen. Derzeit sei es noch „ein Fischen im Trüben“, wieviel Geld er tatsächlich weniger bekommt.

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