Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 19. November 2009

Stadtteilkonferenz tagte

Zwei bemerkenswert wichtige Themen hatte die Stadtteilkonferenz heute auf ihrer Tagesordnung. Der Runde Tisch aus VertreterInnen der sozialen Einrichtungen des Stadtteil befasst sich mit dem Freiwilligenengagement und der Kinderarmut und ihren Folgen.
Pfarrer Pfeiffer berichtete eingangs über die Arbeit der Initiative Bürgersinn - Engagiert vor Ort: Diese Initiative hat sich zur Aufgabe gemacht, dass Bürgerengagement anzuregen und zu kanalisieren, also Freiwillige mit Einrichtungen zusammen zu bringen, die der Unterstützung bedürfen. Damit werden für die Beteiligten mehrfacher Gewinn erzielt: Das eigene Leben - insbesondere der Älteren - erhält einen sinnstiftenden Schwerpunkt, der sich im sozialen Umfeld positiv niederschlägt und eine Selbstverwirklichung nach eigenen Vorstellungen ermöglicht. Zugleich tragen diejenigen Gewinn davon, die der Unterstützung bedürfen. Insgesamt ein großer Gewinn für die Zivilgesellschaft, also für uns alle.
Klarenthal ist als Stadtteil einer von drei Projektschwerpunkten in Wiesbaden - von der Initiative gewählt, weil sich hier schon ein reges Bürgerengagement zeigt, das zusätzlich gestärkt werden sollte.
Um auf sich aufmerksam zu machen, aber vor allem, um die Wünsche, Umsetzungsmöglich-keiten und Ideen der Klarenthaler BürgerInnen zu erfahren, steht im Westzentrum eine grüne Box, in der die beiliegenden Wunschkarten ausgefüllt eingeworfen werden können.
Ich habe sogleich zwei Karten ausgefüllt: Zum einen wünsche ich mehr freiwillige HelferInnen in der Schule, um die Förderung von Kindern zu ermöglichen, und zum anderen einen Menschen, der die umfangreiche Organisation der Vernetzung der Grundschule mit den Einrichtungen des Stadtteils betreut.
Im Sekretariat liegen weitere Wunschkarten aus und jeder kann darauf zurück greifen. Wer weiß, ob sich nicht so mancher Wunsch in diesen Zeiten erfüllen läßt.

Der zweite Themenschwerpunkt betraf die Kinderarmut und deren Folgen für die Schwächsten der Gesellschaft, die aber unsere Zukunft sind. Frau Gerda Holz von der Frankfurter Fachhochschule für Sozialwesen und Sozialpädagogik widmete sich diesem bitteren sozialem Mißstand in einem sehr informativen, kenntnisreichen einstündigem Vortrag. Sie belegt mit neuester Statistik, dass Kinderarmut kein Minderheiten- sondern ein Massenphänomen geworden ist, für das strukturelle wirtschaftliche Gründe verantwortlich sind. Nicht der Einzelne ist verantwortlich zu machen, sondern in überwiegendem Anteil der Verlust von Arbeit und nachfolgenden Erwerbsproblemen. Die Risikengruppen Migration, Alleinerziehende, Bildungsferne, sozialer Lebensraum und Kinderzahl führen mit größerer Wahrscheinlichkeit zu Armut. Kinder brauchen verlässliche familiäre und soziale Netzwerke, die aber durch Armut zu eingeschränkter gesellschaftlicher Teilhabe und damit einen negativen Kreislauf führen. Eindrucksvoll wies Frau Holz nach, dass arme Eltern in überwältigender Mehrheit nur das Beste für ihre Kinder wollen und ihre Bedürfnisse intensiv einschränken, um ihre Kinder keine Armut spüren zu lassen. Aber ihre eingeschränkten Spielräume verhindern, dass schon sehr früh wirkliche Entwicklungs- und Zukunftschancen für ihre Kinder entstehen können.
Deshalb brauchen (arme) Kinder eine Förderung, die die möglichen schädlichen Auswirkungen der Belastungen vermindern oder ausgleichen. Am Beispiel der Stadt Monheim wurden die dort praktizierten Handlungsstrategien zur Armutsprävention vorgestellt. Zu unserer Freude und Befriedigung fanden sich dabei viele Parallelen unserer sozialen Arbeit in Klarenthal.
Der anregungsreiche Vortrag von Frau Holz ermöglichte eine lebendige Diskussion, die mit der Aufforderung endete, sich fortwährend mit diesem Thema zu beschäftigen und weitere Konzepte zu entwickeln.

Keine Kommentare: