Bereits die Kleinsten wissen um das hohe Gut der Freundschaft. In der aktuellen Jugendstudie von Unicef gaben 99 Prozent der befragten Kinder zwischen 6 und 14 Jahren an, dass Freundschaft ihnen am Wichtigsten ist. Mit den Freunden nachmittags stundenlang durch Felder und Wiesen streifen, Abenteuer erleben, über die erste Verliebtheit kichern, den Ärger mit den Eltern von der Seele reden: Unter Gleichaltrigen fühlen sich Kinder rundum wohl.
Tatsächlich beginnt die Kontaktaufnahme schon sehr früh: Bereits Krabbelkinder schenken anderen Kindern eine erhöhte Aufmerksamkeit, die Erwachsenen sind in Gegenwart eines anderen Kindes plötzlich kaum noch interessant. Kinder üben auf Kinder einen faszinierenden Reiz aus. Ob im Park, auf dem Spielplatz oder in der Sandkiste - Kleinkinder suchen sofort den Kontakt zu fremden Kindern, laufen hinterher und signalisieren: Ich will mit dir spielen!
Die ersten festen Freundschaften beginnen im Kindergarten. Hier wird schnell durch Ausprobieren festgestellt, mit wem man am besten Klötze stapeln oder Indianer spielen kann. Ganz oft entwickelt sich hier eine richtige Knuddelfreundschaft, aus zwei dreijährigen wird ein Herz und eine Seele. "Die haben sich ja gesucht und gefunden" bemerken Eltern dann überrascht.
Manchmal bleiben diese Kindergartenfreundschaften ein Leben lang bestehen. Meistens jedoch wechseln Kinder im Laufe ihres Lebens die Freunde. Erst sind es nur kurze Freundschaften, später bleiben die Beziehungen langfristiger und stabiler. Denn: Je älter Kinder werden, desto genauer wissen sie auch, wer zu ihnen passt und wer nicht. Besonders bei pubertierenden Jugendlichen entstehen dann wirklich intensive Freundschaften und die Teenager kleben fast wie Pech und Schwefel aneinander, teilen jeden Gedanken, jede Angst und jede Sehnsucht miteinander.
Im Kindergarten werden mit den besten Freunden Banden gebildet, in der Schule sitzt man selbstverständlich nebeneinander, in der Pubertät verbringt man jede freie Sekunde miteinander. Freunde machen das Leben besonders: Mit ihnen kann man tuscheln, kichern, Geheimnisse teilen. In ihrer Gegenwart fühlt man sich automatisch gut, denn sie schenken die Gewissheit, gemocht zu werden. Und genau deshalb sind Freunde für Kinder so wichtig: Freunde stärken das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, machen Kinder stark für das Leben. Im Wir-Gefühl erleben Kinder soziale Zugehörigkeit und eine große Bereicherung. Freundschaften sind eine grundlegende Ergänzung zur Familie, denn: Freundschaften erweitern die Regeln und Grenzen aus der Familie, vermitteln Kindern soziale Kernkompetenzen:
- Freunde bereichern den Erfahrungshorizont der Kinder und vermitteln neue Ideen, Meinungen und Impulse.
- Mit Freunden lernen Kinder ihre Stärken und Schwächen einzuschätzen.
- Mit Freunden lernen Kinder zu streiten und sich wieder zu versöhnen.
- Bei Freunden lernen Kinder zu teilen.
- Freunde achten (auf)einander, trösten sich bei Verletzungen und Kummer und sorgen füreinander.
- Bei Freunden lernen Kinder, wie wichtig Vertrauen in sozialen Beziehungen ist.
- Kinder erfahren, wie schön das Gefühl von Gemeinsamkeit und Sympathie ist.
- Auf der Suche nach Spielkameraden und Freunden lernen Kinder, Kontakte zu knüpfen, sich auf unbekannte Menschen einzulassen.
Ab der Grundschulzeit halten sich die Interessen länger, erste feste Hobbys und Vorlieben kristallisieren sich heraus. Jetzt suchen sich Kinder Freunde, die am besten zu ihnen passen, Freundschaften halten nun über Monate oder auch Jahre.
Doch manchmal ist auch hier irgendwann Schluss und die Kinder machen schon früh die schmerzhafte Erfahrung, dass Freundschaften auch brechen können. Der große Streit mit der Freundin, Enttäuschung weil der Freund sich plötzlich abgewandt hat - das tut weh! Doch auch diese Erlebnisse stärken die Persönlichkeit des Kindes. Mit dem Trost der Eltern lässt sich die Enttäuschung bald überwinden und bald sind neue Freunde gefunden. Ganz wichtig: Reden Sie Ihrem Kind bei der Wahl der Freunde nicht rein. Kinder haben ein gutes Gespür, wer zu ihnen passt und wer nicht. Sie suchen sich Freunde passend zu ihren Entwicklungsphasen.
In der Pubertät erleben Eltern häufig, dass ihre Kinder plötzlich ganz neue Freunde mit nach Hause bringen.
"Aber was ist denn mit ...?" wird dann gefragt. Die Erklärung ist einfach: Es passt einfach nicht mehr. Junge Erwachsene wollen sich ausprobieren, mal mehr und mal weniger intensiv. Für diese vielfältigen Entwicklungsphasen brauchen sie Freunde, die gerade das Gleiche durchmachen und empfinden. Plötzlich ist die einst beste Freundin zu langweilig, zu schüchtern oder zu abenteuerlich und wild.
Wenn Kinder Probleme haben, Freunde zu finden, sollten Eltern ihre Kinder bestmöglich unterstützen. Zunächst gilt es herauszufinden, warum das Kind keine Freunde findet. Gespräche mit Erzieherinnen aus dem Kindergarten oder Lehrern können hier wichtige Erkenntnisse liefern. Schenken Sie Ihrem Kind jetzt viel Zuneigung und Bestätigung. Mit einem guten familiären Hintergrund und dem Gefühl, so geliebt zu werden, wie man ist, fällt es den meisten Kinder schon viel leichter, sich gegenüber anderen Kindern zu öffnen.
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