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Dienstag, 22. Mai 2007

Sind Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Haltungsschäden die neuen Kinderkrankheiten?


von Ulrike Lindner

Wenn Krokusse, Narzissen und Tulpen ihre Köpfe aus dem Boden strecken, ist das auch für viele Kinder ein Signal wieder mehr Zeit im Freien mit Radfahren, Skaten, Klettern und Toben zu verbringen.

Bewegungsnotstand bei Kindern

Leider gilt das längst nicht für alle Heranwachsenden. Denn Deutschlands Kinder bewegen sich zu wenig. Viele von ihnen leiden schon im Grundschulalter an Beschwerden, die einst erst im Rentenalter auftraten: Altersdiabetes, Übergewicht, schmerzende Gelenke. Festgestellt wurde der Bewegungsnotstand in den letzten Jahren durch Studien wie die CHILT-Studie (Children`s Health Interventional Trial) der Deutschen Sporthochschule Köln oder aktuell durch die KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts in Berlin.

Deutsche Kinder auf dem Prüfstand

So genau wurden Deutschlands Kinder noch nie untersucht.
Mit ca. 18.000 Teilnehmern vom Säugling bis zum Siebzehnjährigen aus 167 repräsentativen Städten und Gemeinden lieferte die KIGGS-Studie erstmals ein umfassendes Bild darüber, wie es um den Gesundheitsstand deutscher Kinder und Jugendlicher steht.

Über drei Jahre wurden bis Mai 2006 Daten zu verschiedenen Bereichen erhoben. Erfasst wurden unter anderem Allergien, aktuelle und durchgemachte Krankheiten, Impfungen, soziale Lage, psychische Situation und Freizeitverhalten. Außerdem wurden die Kinder medizinisch untersucht in Hinblick auf Sehvermögen, Blutdruck, Schilddrüsenvolumen, Ausdauer und Koordinationsvermögen. So sollte ein Bild entstehen, in dem verlässliche Daten aus verschiedenen gesundheitsrelevanten Bereichen zusammenfließen. Das Ziel sind konkrete Vorschläge für Intervention und Prävention.

Dramatische Ergebnisse sind erkennbar

Ein Eingreifen scheint nach den ersten Ergebnissen, die das Robert-Koch-Institut im September 2006 vorstellte, bitter nötig zu sein. Danach erreichen 43 Prozent aller 4- bis 17-jährigen bei einer Rumpfbeuge nicht die Fußsohlen. 15 Prozent gelten als übergewichtig, fast 17 Prozent leiden an Allergien und mehr als jeder Fünfte zeigt Auffälligkeiten beim Essverhalten.

Geahnt haben es viele. Ebenso dramatisch wie der schlechte Gesundheitsstand ist der Zusammenhang zwischen Krankheit und Sozialstand. Übergewicht oder die extreme Fettleibigkeit Adipositas etwa treten bei Kindern aus sozial benachteiligten Schichten, mit Migrationshintergrund oder bei Kindern übergewichtiger Eltern besonders oft auf.

Jugendliche aus Schichten mit "niedrigem sozialökonomischen Status" sind demnach anfälliger für Essstörungen: 27,6 Prozent der Kinder aus sozial schwachen Familien werden als auffällig eingestuft, bei ihren sozial besser gestellten Altersgenossen sind es immerhin noch gut 15 Prozent.

Zu den traurigen Folgen von Übergewicht und anderen Essstörungen zählen neben geringem Selbstbewusstsein und sozialer Isolation typische "Erwachsenenkrankheiten" wie Altersdiabetes, Fettstoffwechselstörungen, Fettleber, Schlafapnoesyndrom oder orthopädische Störungen.

Links zum Thema

Im Mai 2007 soll eine ausführliche Dokumentation der KIGGS- Untersuchungsergebnisse im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht werden.

Schon jetzt lassen sich Zusammenfassungen der Untersuchungen im Internet abrufen unter www.rki.de.

Weitere Informationen

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