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Freitag, 18. Juni 2010

Hundebesuch

Große Aufregung in der ersten Pause: Auf der Kleinsportanlage tauchen unvermittelt zwei herrenlose Schäferhunde auf, die sich sogleich von Hunderten von Schülern umringt sehen, die entweder die niedlichen Tiere streicheln oder schreiend vor ihnen davon rennen. Das Geschrei erreicht auch den Schulleiter, der nach dem Rechten sehen muss. Von "Ach, sind die goldisch" bis "Ich glaub, dass sind Wölfe!" reichen die Informationen, die ihm auf dem Weg zum Geschehen zugerufen werden. Wie sich herausstellt, handelt es sich um zwei ältere Schäferhundarten, die mit schwerem Schritt den Schulhof abschreiten. Aber weiß man, ob die prächtigen Zähne noch zum Zubeißen taugen?
Nun bin ich weder Hundefan, weil allergisch, noch kundig, wie man mit solchen "Bestien" umzugehen hat. Erster Versuch: Platz! Die Tiere sitzen umgehend. "Toll! Wie Sie mit Hunden umgehen können!" brüllen die Kinder, die im großen Kreis das Geschehen beobachten. Vielleicht lässt sich auf dieser Grundlage mehr wagen! Beherzt greife ich ins Halsband und zerre das liebe Tier aus dem Schulgelände. Das andere verzieht sich ohne Aufsehen zu erregen. Ich komme mir vor, wie die Jäger bei "Peter und der Wolf". In verkrampfter Haltung mit juckenden Händen geleite ich das Tier von den Schülern weg, die mir durch einen Zaun getrennt folgen. Wiederum begleitet von aufmunternden Zurufen: "Lassen Sie sich bloß nicht beißen! Achtung, der andere sitzt irgendwo im Busch!Sind Sie aber mutig, haben Sie keine Angst!" Zwischenzeitlich hat eine hilfreiche Lehrerin bei der Polizei angerufen, die aber nicht erscheint. Der arme Hund ist ganz verstört und will bloß weg. Den Wunsch erfülle ich ihm augenblicklich, und so trollt er sich über die Otto-Wels-Straße hinweg in Richtung Gartenhäuser, wo er wohl sein treuloses Herrchen findet.
Kurz darauf kommt auch die Polizei, die mich wegen meines besonnenen Verhaltens lobt. Lob auch von den Schülern, dass ich die Hunde vor dem Tierheim bewahrt habe. Lob letztlich auch von einigen Damen des Kollegium, die sich solchen Mut nie zutrauen würden. Ich genieße und schweige bescheiden, mit juckendem Arm und leicht belasteter Atmung. So muss sich das tapfere Schneiderlein gefühlt haben.

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