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Mittwoch, 16. Mai 2007

Mobbing in der Schule

Erziehung ist kein einfaches Geschäft, das wir gleichsam von Natur aus können. Wir alle haben neben den Erfolgen auch so manche Schlappe hinzunehmen. Das geht jedem soll. Da hilft es viel, wenn wir uns gemeinsam immer wieder aussprechen und allen Problemen offen begegnen.

Aggressivität von Schülern ist immer ein Problem in der Schule. Da geht es ihr genau so wie der Gesellschaft, in der wir leben. Wir wollen uns heute mit verschiedenen Einzelfragen aus diesem Themenkomplex beschäftigen und der Frage nachgehen, wie verhalt sich Eltern, wenn das Kind Opfer von Aggressionen in der Schule wird – Mobbing erfährt. Wie können Sie Ihrem Kind im Kampf gegen das tägliche Mobbing in der Schule tatsächlich helfen?

Oft erfahren die Eltern nur durch Zufall von der schwierigen Situation ihres Kindes. Daher ist es umso wichtiger, die Signale:
* zu erkennen
* richtig zu deuten
* und gezielt zu handeln.
Dieser Text zeigt, was Sie tun können, um Ihr Kind zu stärken und ihm zu helfen, eine Mobbing-Situation in den Griff zu bekommen.
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1. Erster Schritt zur Hilfe - Mobbing erkennen!
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Sie spüren recht schnell, wenn es Ihrem Kind nicht gut geht. Es ist jedoch viel schwieriger herauszufinden, WARUM es ihm nicht gut geht. Diese Erfahrung haben Sie vielleicht auch schon gemacht. Tatsache ist: Die meisten Kinder vertrauen sich erst einmal niemandem an, wenn Sie in der Schule *terrorisiert* werden.
Kaum zu glauben, aber:
* Sie schämen sich und befürchten, dass die Situation nur noch schlimmer wird, wenn sie irgend jemanden ins Vertrauen ziehen.
* Zudem denken viele Mobbing-Opfer, dass sie Schuld daran sind, dass sie so behandelt werden. Wenn Ihr Kind tatsächlich gemobbt wird, dann muss Hilfe von Außen kommen. Allein kommt Ihr Kind nicht mehr aus dem Mobbing-Teufelskreis heraus.

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2. Typische Verhaltensauffälligkeiten, wenn Ihr Kind gemobbt wird
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Der erste große Schritt zur Lösung des Problems: Sie müssen erkennen, DASS Ihr Kind gemobbt wird. Wichtig ist deshalb, dass Sie bei Ihrem Kind auf Warnsignale achten. Und die kommen recht vielfältig vor.
Äußere Anzeichen:
* Prellungen oder Kratzer
* zerstörte oder verschwundene Schulsachen
* wird nicht mehr von anderen Mitschülern und Freunden angerufen oder eingeladen
*"verliert" oft Geld
* nervöse Tics* Kopf- und Bauchschmerzen
* Einnässen

Emotionale Beschwerden:
* Ihr Kind geht nicht mehr gerne zur Schule
* Leistungsabfall, schlechte Noten
* Schlafstörungen
* wirkt ängstlicher und unsicherer
* Stimmungsschwankungen
* Weinen / Depressionen
* aggressiv / wütend
* Verlust von Selbstvertrauen
* Rückzug von Freunden

Was fällt sonst noch auf?
* geht ungern von Zuhause weg
* zieht sich immer mehr auch von der Familie zurück
* Forderung nach Extrageld für die Schule
* vermehrter Geschwisterstreit

Wenn Sie solche Signale bei Ihrem Kind entdecken: NICHT IGNORIEREN! Handeln Sie! Gehen Sie das Thema besonnen an, keine einseitigen Schuldzuweisungen geben und Ihrem Kind Vertrauen entgegenbringen.

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3. Eingreifen - aber wie?
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Schritt 1:Gewinnen Sie das Vertrauen Ihres Kindes, und zwar so:
* Ermutigen Sie es, möglichst viel von seinen Gefühlen zu berichten.
* Sagen Sie, dass es Ihnen aufgefallen ist, dass es ihm in letzter Zeit nicht gut geht.
* Fragen Sie, was los ist.
* Hören Sie zu.
* Vermitteln Sie ihm, dass es ganz normal ist, dass in seiner Situation Gefühle, wie Scham und Hilflosigkeit normal sind.
* Nehmen Sie die Schwierigkeiten ernst, verharmlosen Sie sie nicht, aber verfallen Sie auch nicht in Panik.
Dieses Thema sollte nicht zum Familienthema Nr. 1 werden.

Schritt 2:
Suchen Sie GEMEINSAM mit Ihrem Kind nach Lösungsmöglichkeiten. So bekommt Ihr Kind die Gewissheit, dass nichts gemacht wird, was seine Situation noch mehr verschlimmert. Prüfen Sie diese Lösungen auf deren Tauglichkeit.
* Üben Sie zusammen mit Ihrem Kind das Verhalten in bestimmten Situationen zuhause ein. Beispiel: Ihr Kind soll deutlich und bestimmt auftreten und sagen:
* ICH WILL DAS NICHT; HÖRE SOFORT AUF DAMIT
* und dann ruhig weggehen.
Auch eine entsprechend selbstbewusste Körperhaltung können Sie trainieren, wie: Schulter zurück - erhobener Kopf und selbstbewusst gehen.

Schritt 3: Überlegen Sie zusammen mit Ihrem Kind, WEN es in einer Mobbing-Situation um Hilfe bitten kann.
Beispiele:
* Mitschüler, die schon einmal geholfen haben.
* LehrerIn des Vertrauens, Schulleitung
* ältere Schüler

Schritt 4: Manchmal ist es auch gut, den Lehrer mit einzubinden. Vereinbaren Sie dann einen Gesprächstermin, OHNE Ihr Kind. Zusammen kann dabei überlegt werden, wie das Thema in der Klasse aufgearbeitet werden kann.

Folgende Strategie hat bereits deutliche Erfolge an Schulen erzielt:
* In der Klasse, in der gemobbt wird, stellt der Klassenlehrer eine Gruppe zusammen, die Lösungen finden soll, damit es dem Kind wieder besser geht. Grundsatz dabei ist immer: Niemand wird beschuldigt Auch der Mobbing-Täter selbst soll mit von der Partie sein, daneben einige der Mitläufer und sozial kompetente Schüler, die den Mut haben, sich gegen den Strom zu positionieren. Gemeinsam wird dann überlegt, was sich ändern könnte.
Der Lehrer kann dies noch unterstützen mit Sätzen, wie: * Ich brauche Eure Hilfe und Ihr seid die Richtigen, hiereine Lösung zu finden.
* Quelle: Konflikttrainer Detlef Beck, auf dem 23. Kinder- und Jugendforum in Oberhausen.

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Hilfreich in der Praxis sind auch Streitschlichter innerhalb der Klassengemeinschaft, die sich in brenzligen Situationen sofort einschalten.
Das alles funktioniert allerdings nur, wenn der Lehrer die Situation als solche erkennt und ändern will.
Bleiben Sie jedoch standhaft und wenn alles nichts hilft, informieren Sie die Schulleitung, um gemeinsam mit ihm nach möglichen Lösungen zu suchen.

Was hilft Ihrem Kind NICHT weiter? Meist wollen die Kinder selbst nicht, dass die Eltern Kontakt zu den Eltern des Mobbers aufnehmen. Zu Recht. Denn das Problem gehört in der Schule erörtert und gelöst. Ein Schul- oder Klassenwechsel sollte der letzte Ausweg sein. Schließlich ist es nicht ausgeschlossen, dass Ihr Kind abermals in eine Opferrolle gerät.

4. So schützen Sie Ihr Kind bereits im Vorfeld

* Versuchen Sie sich in Ihr Kind hineinzufühlen. Gibt es innere Konflikte oder Spannungen, die es belasten?
* Interessieren Sie sich regelmäßig für die Probleme Ihres Kindes? Bieten Sie immer wieder Gespräche an und sprechen Sie dabei Konflikte mit Ihrem Kind durch.
* Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes.

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten:
* viel loben, nicht nur schulische Erfolge
* Stärken suchen z.B. im Sport oder im musischen Bereich
* Karate- oder Judokurs
* Nehmen Sie Ihrem Kind seine Probleme nicht ab, sondern zeigen Sie ihm lieber, WIE es Probleme selbst und mit Hilfe Anderer lösen kann.
* Nehmen Sie jedoch die Probleme Ihres Kindes ernst.
* Laden Sie regelmäßig Freunde Ihres Kindes zu sich nach Hause ein.
* Unterstützen Sie jedoch auch Freundschaften und soziale Kontakte außerhalb der Schule.
* Fairer und respektvoller Umgang in der Familie gehört ebenfalls dazu. Denken Sie an Ihre Vorbildfunktion.
Und vergessen Sie nicht! Ein liebevoller und vertrauensvoller Umgang und gegenseitige Zuwendung in der Familie sind die besten Voraussetzungen für die Entwicklung eines stabilen Selbstwertgefühls Ihres Kindes.
Übrigens: Laut internationalen Studien wissen fünfzig Prozent der Eltern nichts von den Mobbing-Attacken, denen ihr Kind ausgesetzt ist.

5. Zusammenfassung der Maßnahmen

Hier ist zusammenfassend eine Struktur der Maßnahmen, die sich in der Praxis erfolgreich bei Mobbing bewährt hat.

1. Erkennen des Problems.
2. Gemeinsame Suche nach Lösungen mit:
a) Ihrem Kind
b) seinem Lehrer
c) gegebenenfalls mit der Schulleitung

3. Lösungen werden geprüft anhand ihrer Tauglichkeit
4. Erfolgskontrolle Nachfragen bei Ihrem Kind, ob sich die neue Situation verbessert hat. Genauso beim Lehrer oder Schulleiter nachfragen.
5. Optimierung der bisher erreichten Fortschritte Wenn Sie sich an dieses Werkzeug halten, sind die Chancen zur Überwindung der Mobbing-Situation sehr günstig.
Noch ein Tipp: Nehmen Sie diesen Text doch zum Anlass, um ins Gespräch zu kommen, mit:
* Ihrem Partner
* Ihrem Kind
* den Lehrern
* oder der Schulleitung

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