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Mittwoch, 7. März 2007

Aus der Presse

Auch gute Augen brauchen Übung

Geschwister-Scholl-Schule lässt die Sehkraft aller Schüler der Klassen zwei bis vier untersuchen


Die Augenoptikerin Manuela Koch überprüft mit einem Messgerät, ob bei Schülern eine Fehlsichtigkeit vorliegt.
Foto: wita/Paul Müller
Vom 07.03.2007

Ein weiteres, in Zukunft jährliches Gesundheitsvorsorgeprojekt ist gerade an der Geschwister-Scholl-Grundschule gestartet: Sie lässt in dieser Woche die Augen der 340 Zweit-, Dritt- und Viertklässler auf Sehfehler untersuchen.


Von

Christine Dressler

"Ich war schon mal beim Augenarzt", erklärt Sandro. Ohne Scheu betritt der Viertklässler das Zimmer, setzt sich ganz aufrecht in den Sessel und blickt konzentriert auf die rotgrünen Punkte der Kamera von Manuela Koch. Damit misst die Wiesbadener Optikermeisterin die Qualität des beidseitigen Sehens.

Danach liest Sandro flüssig die Buchstaben auf der Tafel am anderen Ende des Zimmers und ruft erst "Jetzt!", als sich Kochs Kugelschreiber direkt vor seiner Nase verdoppelt. "Sehr gut!", lobt die Optikerin. "Mit ist nichts aufgefallen, deine Augen sind okay", hören auch die meisten anderen Kinder von ihr - aber nicht alle.

"Ich habe jeden Tag Kopfweh", klagt Cheyenne. Koch wird sofort hellhörig. Der Kulitest bestätigt ihren Verdacht "Nahpunktkonvergenz". Bereits in 30 Zentimetern Entfernung sieht das Mädchen ihn doppelt.

Koch schreibt eine Nachricht, dass Cheyenne zum Augenarzt muss und gibt ihr ihre Telefonnummer mit, falls die Eltern noch Fragen haben. "Die Untersuchung war nicht schlimm und ich bin so froh, dass man mir helfen kann", strahlt das Mädchen und überlegt: "Wenn ich damit besser sehen kann, wäre eine Brille schon okay."

Schulleiter Friedhelm Canisius ist froh, dass er das neue Untersuchungsprojekt mit Hilfe der Kaufmännischen Krankenkasse anbieten kann - auch als Alternative zur voraussichtlich aus Kostengründen bald wegfallenden Untersuchung aller Drittklässler durch den kinderärztlichen Dienst des Gesundheitsamts. Der entdeckt Fehlsichtige zwar bei der Schuleingangsuntersuchung. "Aber die Sehleistung kann sich durchaus verändern", betont der Leiter der für ihre Gesundheitsvorsorge zertifizierten Schule.

"Richtiges Sehen ist sehr wichtig", betont er. "Denn vom Sehen hängen 90 Prozent der unterrichtlichen Aktivitäten" und damit der gesamte Lernfortschritt ab." Wer unklar sehe, der könne kaum "b" und "d" oder "p" und "q" unterscheiden. Auch Buchstaben-Raumlage-Beziehungen könne er nur erkennen. Diese Kinder lernten nur mühsam lesen und schreiben.

Außer Lese-Rechtschreibproblemen sei typisch, dass sich die Kinder oft die Augen reiben, den wegen der Anstrengung häufig schmerzenden Kopf schief halten, sich dicht übers Papier beugen, mit dem Finger lesen und motorisch ungeschickt sind.

Auf stabil fünf Prozent beziffert Manfred Bär vom Gesundheitsamt, der parallel die Erstklässler an der Schule untersucht, die wirklich Fehlsichtigen. Dazu kommen aber immer mehr Kinder, die aufgrund mangelnden Trainings schlecht sehen, stellt Koch fest. "Früher haben Kinder ihre Augen viel mehr mit Krabbeln und beim draußen Spielen trainiert", betont die Optikerin, die an der Schule immer wieder auf die Nahpunktkonvergenz stößt.

Genau damit, mit dem optischen Visualtraining, könne auch jeder selbst etwas tun, da Motorik und Sehen komplex zusammenhängen. Koch rät zu viel täglicher Bewegung, Basteln und Bauen, damit die Augen lernen, Entfernungen und Abstände korrekt einzuschätzen.

Bär, Koch und Canisius sind sich einig, dass jedes "verdächtige" Kind sofort zum Augenarzt gehen sollte, um Probleme beim Sehen und damit für die gesamte Entwicklung des Kindes möglichst frühzeitig zu beheben.

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